Bürgermeister Günter Oldekamp im Interview zur Dorfgemeinschaft 2.0

Bürgermeister Günter Oldekamp im Interview zur Dorfgemeinschaft 2.0

Im aktuellen Interview mit der Zeitschrift Wirtschaft aktuell berichtet Günter Oldekamp, Bürgermeister der Samtgemeinde Neuenhaus, von einem ausgewogenen Stimmungsbild und erwähnt die Chancen aus dem Projekt Dorfgemeinschaft 2.0.

Auf die Frage „Wie das Leben in der Samtgemeinde in Zukunft vor dem Hintergrund des demografischen Wandels aussehen könnte, erarbeiten Sie aktuell gemeinsam mit den Bürgern in dem Projekt „Dorfgemeinschaft 2.0“. Wie ist da der Stand der Dinge?“ antwortet Günter Oldekamp:

„Wir sind froh, als Satellitenstützpunkt für „Dorfgemeinschaft 2.0“ ausgewählt worden zu sein. Älter zu werden auf dem Dorf, ist eines der Stichpunkte des Projektes, das mit Bundesmitteln gefördert wird. Dabei wird an einem Versorgungskonzept für die Lebensräume Wohnen, Versorgung, Mobilität sowie Gesundheit und Pflege gearbeitet. Neuenhaus bringt sich aktuell mit den Teilbereichen Mobilität und Wohnen ein. So sollen auf einer alten landwirtschaftlichen Hofstelle Seniorenwohnungen entstehen. Dabei soll im Rahmen des Projekts „Dorfgemeinschaft 2.0“ getestet werden, wie moderne Informationstechnologie und altersgerechte Assistenzsys­teme das Leben von Senioren erleichtern können. Als technische Hilfsmittel kommen zum Beispiel Smartphones, automatisierte Lichtsteuerung oder Notrufsysteme mit Monitortelefonen infrage. Außerdem sollen über einen virtuellen App-Marktplatz Dienstleistungen geordert werden. Das Projekt ermöglicht also, neue Wohnformen für ältere Menschen zu erproben und gleichzeitig die Hofstelle in ihrer Struktur zu erhalten. Von dem direkt an den Hof angrenzenden Wohngebiet Hilten erhoffen wir uns, dass so auch Netzwerkstrukturen zwischen Jung und Alt entstehen.“

Zum Interview im Auszug und in voller Länge (Quelle: Wirtschaft aktuell)

Besuch des Projektträgers aus Berlin beim Quartalstreffen am Nikolaustag

Besuch des Projektträgers aus Berlin beim Quartalstreffen am Nikolaustag

Das letzte Quartalstreffen der Verbundpartner des Projektes Dorfgemeinschaft 2.0 im Jahr 2017 fand am Nikolaustag beim Verbundpartner ENO telecom GmbH in Nordhorn statt. Einen aktuellen Überblick zum aktuellen Stand verschaffte sich der Projektträger VDI/VDE-IT durch die Teilnahme der verantwortlichen Ansprechpartnerin Catherine Naujoks aus Berlin. Das Konsortium präsentierte auf einer „Erlebnistour“ mit Stationen in Bad Bentheim (Bahnhof), Ohne (Gaststätte Timmer-Gellenbeck) erste Projektergebnisse nach 2jähriger Projektlaufzeit.

Joachim Berends (Vorstand der Bentheimer Eisenbahn AG) übernahm gemeinsam mit Thomas Nerlinger (Projektleiter) und Maria Süßmuth (wissenschaftliche Mitarbeiterin, Team Prof. Dr. Ingmar Ickerott) die Begrüßung und Vorstellung des Konzeptes zur Wiedereinführung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) am Bahnhof in Bad Bentheim.

In einer sich anschließenden „Erlebnistour“ erhielt Catherine Naujoks Einblicke in die ländliche Projektregion Grafschaft Bentheim/Südliches Emsland. Einen Zwischenstopp legte sie mit einer Delegation aus ProjektmitarbeiterInnen am Satellitenstützpunkt der Gemeinde Ohne ein. Bürgermeisterin Charlotte Ruschulte machte deutlich, warum sich Ohne am Projekt Dorfgemeinschaft 2.0 beteiligt und welche Herausforderungen der demografische Wandel für die kleine Gemeinde mit rund 550 Einwohnern mit sich bringe. Sie hob die Chancen der Digitalisierung hervor, die Ohne mit dem Projekt nutzen wolle. Schwerpunkte sind dabei die Teilprojekte „Dorfladen“ und „Mobilität“, deren aktuelle Projektergebnisse durch die verantwortlichen Wissenschaftler Prof. Dr. Frank Teuteberg (Universität Osnabrück) und Prof. Dr. Ingmar Ickerott (Hochschule Osnabrück) in der Gaststätte Timmer-Gellenbeck vorgestellt wurden.

Weiter ging es zum turnusmäßigen Quartalstreffen nach Nordhorn zum Unternehmenssitz des Verbundpartners ENO telecom GmbH – vorbei am neuen Wohnquartier „Am Marienpark“ mit der künftigen Leitzentrale des Projektes. Das Interesse am Projekt ist groß: Die Stadt Lingen und die Samtgemeinde Emlichheim werden sich nach offiziellen Mitteilungen des Oberbürgermeisters Dieter Krone vom 01.12.2017 und der Samtgemeindebürgermeisterin Daniela Kösters vom 30.11.2017 als weitere Satellitenstützpunkte (Pilotkommunen) an Dorfgemeinschaft 2.0 beteiligen.

Bernd Horstmann, Geschäftsführer des Unternehmens, lies es sich nicht nehmen, das Treffen mit einer kleinen Aufmerksamkeit zu versüßen. Im Anschluss an das Quartalstreffen präsentierten Bernd Horstmann und Rainer Büter (Projektansprechpartner bei ENO telecom) den Baufortschritt der neuen Musterwohnung im benachbarten Elektrogeschäft expert Nordhorn/Horstmann.

Das Verbundteam ließ den Nikolaustag bei der Nikolaus-Visite der Gesundheitsregion EUREGIO e. V. unter Beteiligung von rund 100 Mitgliedern bei der UCI-KINOWELT im NINO Wirtschaftspark in Nordhorn ausklingen.

Workshop Smart Regions in Papenburg stößt auf große Resonanz

Workshop Smart Regions in Papenburg stößt auf große Resonanz

von links: Florian Thurmann (Fa. Alvarez & Marsal, München), Jonas Roosmann (Mitglied Kreistag Landkreis Emsland), Andreas Paschke (Fa. Röchling, Haren), Dr. Tim Husmann (IT-Achse Ems, Lingen), Thomas Nerlinger (Gesundheitsregion EUREGIO), Foto: Ems-Achse.

Zum dritten Mal fand am 23.11.2017 der 3. Wirtschaftstag Nordwest im Forum alte Werft in Papenburg statt. 60 Aussteller aus der regionalen Wirtschaft und ca. 400 Teilnehmer aus dem Nordwesten Deutschlands trafen sich zum regen Austausch.

Auf Einladung der Ems-Achse führte die Gesundheitsregion EUREGIO vormittags den Workshop Smart Regions North „Gesundheitsregion EUREGIO – Dorfgemeinschaft 2.0“ durch.

Thomas Nerlinger – Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO und Projektleiter Dorfgemeinschaft 2.0 – begrüßte die etwa 40 Teilnehmer und moderierte gemeinsam mit Jonas Roosmann (Mitglied Kreistag Landkreis Emsland) die 1. Talkrunde „Digitale Chancen für die heimische Wirtschaft“. Teilnehmer waren: Andreas Paschke (Fa. Röchling, Haren), Florian Thurmann (Alvarez & Marsal in München, vorher 8 Jahre bei Google), Dr. Tim Husmann (IT Netzwerkmanager, IT-Achse Ems, Lingen).

Die Teilnehmer der 2. Talkrunde „Gemeinsam Anpacken: Wissenschafts-Praxis-Transfer am Beispiel des Projektes Dorfgemeinschaft 2.0“ waren Ingo Feldhaus (Fa. opta.data, Essen), Prof. Dr. Frank Teuteberg (Universität Osnabrück) und Dr. Arno Schumacher (Gesundheitsregion EUREGIO e. V., Vorsitzender). Hierbei wurden Inhalte und konkrete Ansätze des Projektes im Rahmen der Förderbekanntmachung „Innovationen für Kommunen und Regionen des demografischen Wandels (InnovaKomm)“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vorgestellt.

Das anschließende World Café stand unter dem Motto „Digitalisierung im ländlichen Raum Smart Region“. 

Vier Tischgruppen diskutierten die Chancen, Herausforderungen und konkrete Ideen zu folgenden Themenschwerpunkten:

  • Wie verändert sich die „Gründermentalität“ auf dem Lande im Zuge der Digitalisierung?
  • Was bedeutet Digitalisierung für den „lebenslangen Lernprozess“?
  • Wie verändert sich die „Mobilität und Versorgung“ auf dem Lande im Zuge der Digitalisierung?
  • Was bedeutet „gesundes Leben“ auf dem Lande im Zuge der Digitalisierung?

Der Workshop schloss mit dem Grußwort von Bernard Krone (Wachstumsregion Ems-Achse e. V., Vorsitzender) im Zuge der Eröffnung des 3. Wirtschaftstages Nordwest.

Download Flyer

Artikel Neue Osnabrücker Zeitung (Ems Zeitung) vom 23.11.2017

Bericht ev1.tv vom 23.11.2017

Zum Programm

Informationen Projekt Dorfgemeinschaft 2.0

Informationen Centers of Competence (CoC)

Informationen Smart Regions North

Fotos: Ems-Achse und Thomas Nerlinger

Startschuss für Pilotprojekt „präventive Hausbesuche“ im Mehrgenerationenhaus Senfkorn in Emlichheim

Startschuss für Pilotprojekt „präventive Hausbesuche“ im Mehrgenerationenhaus Senfkorn in Emlichheim

„Dank aufsuchender Hausbesuche eigenständig interaktiv mobil“, kurz „DaHeim“ ist der Titel des Pilotprojektes „DaHeim in Emlichheim – teHuus in Emmelkamp“, das am 23.10.2017 im Senfkorn Mehrgenerationenhaus vorgestellt wurde.

Bei der Übergabe der Zuwendungsbescheide dabei waren (von links) Thomas Nerlinger (Projektleiter Dorfgemeinschaft 2.0), Britta Blotenberg, Prof. Dr. Stefanie Seeling (Hochschule Osnabrück), Sylvia Backers (Amt für regionale Landesentwicklung), Dr. Michael Kiehl (Leader Grafschaft Bentheim), Annika Paul (Projektleiterin), Dita Meding (Koordinatorin), Olaf Klaukien (ArL), Daniela Kösters (SG-Bürgermeisterin) und Melanie Breukelman (Geschäftsführerin Senfkorn), Foto: Samtgemeinde Emlichheim

Mit der Projektvorstellung verbunden war die Übergabe der Zuwendungsbescheide durch das Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) und die Grafschafter Leader-Gruppe. „DaHeim in Emlichheim“ bedeutet präventive Hausbesuche in der Samtgemeinde zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit und die damit verbundene Möglichkeit, so lange wie möglich eigenständig zu Hause wohnen zu können. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt über die Hochschule Osnabrück, Campus Lingen, im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes „Dorfgemeinschaft 2.0 – Das Alter im ländlichen Raum hat Zukunft“.

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren. Für die Durchführung stehen 129.000 Euro zur Verfügung, die durch das Amt für regionale Landesentwicklung (61.500 Euro) und Leader (50.000 Euro) übernommen werden. Zudem unterstützt die Samtgemeinde Emlichheim das Projekt mit 12.500 Euro und das MGH Senfkorn beteiligt sich mit Eigenmitteln in Höhe von 5000 Euro.

Die Zielgruppe der präventiven Hausbesuche sind Bürgerinnen und Bürger, die über 65 Jahre alt sind, in der Samtgemeinde wohnen und keinen Pflegegrad haben. Verantwortlich für die praktische Durchführung ist die Pflegefachkraft Annika Paul.

Die Hausbesuche zeichnen sich aus durch eine vorbeugende Einzelfallberatung im häuslichen Bereich. Sie stellen keine klassische Pflegeberatung dar, die bereits durch andere Gesundheitsanbieter durchgeführt wird. Die ersten Hausbesuche sind für Januar 2018 geplant.

Interessierte am Projekt können sich ab sofort an das Senfkorn Mehrgenerationenhaus wenden, wo Dita Meding als Koordinatorin und Annika Paul weitere Auskünfte geben. Die Verantwortlichen besuchen auch Gruppen in Kirchengemeinden und Vereinen, um das Projekt vorzustellen. Meding und Paul sind zu erreichen unter Telefon 05943 985890 oder per Mail unter a.paul@mgh-senfkorn.de bzw. d.meding@mgh-senfkorn.de.

Weitere Informationen:
Mehrgenerationenhaus Senfkorn, Emlichheim

Quelle: Grafschafter Nachrichten vom 25.10.2017

Herausforderung des Demografischen Wandels als gemeinsame Chance nutzen

Herausforderung des Demografischen Wandels als gemeinsame Chance nutzen

Beim 8. Demografiekongress in Berlin wurde so manche Prognose auf den Kopf gestellt. Deutschland schrumpft? Das Gegenteil ist der Fall. Rente mit 70? Nicht in
absehbarer Zeit. Fachkräftemangel? Ein Mythos. Doch auch wenn der
demografische Wandel vielleicht etwas anderes ausfällt als erwartet – eine
Herausforderung bleibt er trotzdem.

Dass Kommunen stärker gefördert werden müssen, um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu stemmen, war eine der zentralen Ergebnisse des Demografiekongresses, der vom 31.08. bis 01.09.2017 in Berlin stattgefunden hat.

Nach zwei Kongresstagen mit über 800 Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und dem
Gesundheits- und Sozialbereich, 120 Referenten und 28 Veranstaltungen zog
Kongresspräsident Ulf Fink eine erste Bilanz: „Wir haben gesehen, dass der
demografische Wandel nicht in Stein gemeißelt ist, aber so oder so eine
Herausforderung bleibt“, sagte er. „Ob es um die Integration junger Flüchtlinge geht, die Versorgung und Teilhabe von Pflegebedürftigen oder das Ausbluten von ländlichen Gemeinden, wieder mal hat sich der Kongress als Lernwerkstatt erwiesen und gezeigt, dass in unserem Land noch enorme Potenziale zu heben sind.“

Vier Themenfelder standen im Mittelpunkt: Neben den Themenfelder Wohnen & Selbständigkeit, Arbeitswelt & Gesundes Altern und Pflege & Medizin das Themenfeld
Kommunale Gestaltung.

Wie stellt sich ein Landkreis demografiefest auf? In einer Lernwerkstatt für die Kommunen wurden konkreten Projekte Landkreises und deren Finanzierung vorgestellt. Bürgermeister und Landräte diskutierten über ihre Prioritäten bei der Gestaltung des demografischen Wandels und wie die Bürger hierbei beteiligt werden können. Weitere Themen waren die Perspektiven für strukturschwache Räume, Maßnahmen für altersgerechte Quartiere und die Koordination von Hilfen für ältere Menschen in Landkreisen.

Dirk Scheer, Thomas Nerlinger, Moderator Jörg Freese und Robert Schreiber (von links) bei der Vorstellung ihrer Projekte im Forum 20. Foto: Privat

Im Forum 20 stand die Koordination von Leistungen für ältere Menschen in Landkreisen im Fokus. Unter der Moderation von Jörg Freese, Beigeordneter, Deutscher Landkreistag (Berlin), hat Projektleiter Thomas Nerlinger am Beispiel der Entwicklung eines virtuellen Dorfmarktplatzes das Projekt Dorfgemeinschaft 2.0 vorgestellt.

„Der Untergang ist abgesagt.“ Der 8. Demografiekongress in Berlin begann am 31. August mit einer bewussten Provokation. Es war der Wirtschaftswissenschaftler und Migrationsforscher Prof. Dr. Thomas Straubhaar, der in der Eröffnungsveranstaltung die „Mythen des demografischen Wandels“ widerlegte (Titelbild dieses Beitrages). Erste These: Deutschland schrumpft nicht, sondern wächst. Dies wird nach Straubhaars Ansicht über Jahre auch noch so bleiben. „Vergessen Sie alle Schrumpfungszenarien!“, sagte der Lehrstuhlinhaber für Internationale Wirtschaftsbeziehungen von der Universität Hamburg mit Blick auf Deutschlands Einwohnerzahl, die mit aktuell 82,8 Millionen einen neuen Höchstsand erreicht hat. Außerdem, so die zweite These: Die Deutschen werden immer älter, bleiben aber länger gesund und darum länger arbeitsfähig. Makroökonomisch sei das Altern also kein Problem, so lange die Arbeitsproduktivität hoch bleibe.

Dritte These: Einen Fachkräftemangel gibt es nicht und wenn, dann ist er hausgemacht. Denn warum habe der eine Betrieb in Brandenburg große, der andere dagegen keine Probleme, Nachwuchskräfte zu finden?“, fragte Straubhaar seine Zuhörerschaft. Würde man die arbeitsfähigen Frauen, Migranten und Älteren einbinden – also mehr in „die, die schon hier sind“, investieren – beispielsweise durch mehr Ganztagsbetreuung – dann gebe es keinen flächendeckenden Fachkräftemangel, erklärte der Ökonom. „Wir hätten dann sechs Millionen Arbeitskräfte mehr.“ Und sein Rezept gegen den Abbau von Arbeitsplätzen durch die Digitalisierung lautet: Bildung und Weiterbildung. Hier dürfe man nicht auf die Kosten gucken, appellierte der gebürtige Schweizer aus Hamburg, vielmehr seien modulare Bildungsstrukturen aufzubauen.

Im Kern alles richtig, hieß es in der anschließenden Diskussionsrunde mit
Wirtschaftswissenschaftler Bert Rürup, Gewerkschaftsboss Rainer Hoffmann, Linken-
Politiker Matthias Birkwald, BDA-Hauptgeschäftsführer Alexander Gunkel und
Kongresspräsident Ulf Fink. Doch scheitert so manche These an der Lebenswirklichkeit. Zum Beispiel schrumpft die Bevölkerung der 20- bis 65-Jährigen, also der Erwerbsfähigen, bis 2030 um sechs Millionen. Und dass Frauen die entstehenden Lücken kompensieren werden, indem sie mehr arbeiten, ist nach Ansicht von Arbeitgeberverteter Alexander Gunkel eher nicht zu erwarten. „Obwohl die Erwerbsquote von Frauen seit Jahren steigt, wird die geleistete Arbeitszeit immer
kürzer“, sagte er. Allerdings räumte er mit Blick auf andere Länder ein: „Da geht noch
was.“

Rente mit 70 auf unbestimmte Zeit vertagt
Auch die Annahme, dass Menschen länger arbeiten, weil sie gesünder sind, bleibt wohl auf absehbare Zeit eher die Ausnahme als die Regel: Eine Krankenschwester ist nach Auskunft von DGB-Vorstand Hoffmann mit 60 Jahren „verschlissen“, ein Bauarbeiter mit 57. Nicht nur der Gewerkschaftler hielt eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters für absurd. Auch politisch scheint sie derzeit nicht durchsetzbar. Da der 2012 beschlossene Umstieg von 65 auf 67 Jahren noch über 30 Jahre Bestand habe, werde die Rente mit 70 so schnell nicht kommen, prophezeite SPD-Politiker Bert Rürup. „Bestimmt nicht in der nächsten Legislaturperiode.“

Die Ansicht, dass der demografische Wandel abgesagt ist, wie es Prof. Straubhaar
eingangs darlegte, teilte Rürup nicht, auch nicht unter Berücksichtigung der
Zuwanderung. Zwar sei der Altersquotient seit etwa sieben Jahren halbwegs stabil,
jedoch steige er wieder, wenn die geburtenstarke Jahrgänge (1955 – 1969) demnächst
in Rente gingen. „Der demografische Wandel macht lediglich eine Pause“, so Rürup.

Zahl der Pflegebedürftigen verdoppelt sich bis 2050 

Keine Pause macht allerdings die Zahl der Pflegebedürftigen, die sich bis 2050
voraussichtlich verdoppeln wird. Schuld daran ist die steigende Lebenserwartung. So
leben derzeit in Deutschland bereits 17.000 über Hundertjährige – Tendenz steigend. Da es gleichzeitig immer weniger Familienangehörige gibt, die bislang noch die Hauptlast der Pflege schultern, sinkt das Pflegepotenzial auf 60 Prozent. Städte und Gemeinden stehen also vor ganz konkreten Sorgen – stabiler Altersquotient hin oder her. In manchen Landstrichen findet sich zum Beispiel kein ambulanter Pflegedienst mehr – weil sich die langen Anfahrten nicht rechnen. Eine Sorge, die auch den DAK-Chef Andreas Storm umtreibt. Er schlug daher vor, stärker in technische Assistenzsysteme zu investieren und über die Einrichtung sogenannter Pflegekompetenzzentren nachzudenken. Unter einem Pflegekompetenzzentrum versteht der ehemalige saarländische Gesundheitsminister eine Art „erweiterten Pflegestützungspunkt“, wo es neben Beratung und Schulung auch Ärzte und Betten für die Kurzzeit- und Verhinderungspflege geben soll. Bezahlt werden könnte dies aus den Mitteln des Fonds zur Umstrukturierung von Krankenhäusern, um ebendiese nicht mehr benötigten Häuser für die Pflege nutzbar zu machen. „So könnte die Pflege im kommunalen Bereich deutlich gestärkt werden“, meinte Storm. Die DAK sei bereit für ein erstes Pilotprojekt gemeinsam mit den Kommunen, signalisierte er.

Sorgende Gemeinschaften ersetzen oder ergänzen die Familie

Inwieweit die Kommunen bei solchen Vorhaben den Hut aufhaben sollen, ist noch nicht ausgemacht. Klar ist bloß, dass Kommunen heute schon Brücken zwischen
Pflegeversicherung und ihren (alternden) Bürgern bauen. Künftig werden sie noch mehr Verantwortung übernehmen müssen. Vielerorts werden örtliche Altenhilfestrukturen aufgebaut, teils mit ehrenamtlicher Unterstützung. Allerdings fehlten vielen Kommunen das Geld, beklagte Dr. Irene Vorholz vom Deutschen Landkreistag. Kommunen seien in den Pflegestärkungsgesetzen weitgehend leer ausgegangen. Dabei sei Pflege viel mehr als Leistungen aus der Pflegeversicherung, sondern im Kontext von „sorgenden Gemeinschaften“ zu sehen.

Solche sorgenden Strukturen auf kommunaler Ebene hatte auch der jüngste
Altenbericht gefordert. Der Vorsitzende der Siebten Altenberichtskommission Prof. Dr. Andreas Kruse aus Heidelberg bekräftigte auf dem Demografiekongress: „Nehmt das Thema Alter ernst und stärkt die Kommunen. Das ist Daseinsvorsorge.“

Schrumpfende Landkreise sind Realität

Allen „Wider-den-demografischen-Wandel-Prognosen“ zum Trotz: Viele Gemeinden
schrumpfen eben doch. Zum Beispiel jene im saarländischen Saarpfalz-Kreis. Dieser
Landkreis im Südwesten Deutschlands wird in den nächsten 10 bis 15 Jahren bis zu
20.000 Menschen verlieren, schätzt Landrat Theophil Gallo. Ein Demografiepakt mit den Kommunen soll es nun richten. Die noch junge Vereinbarung sieht die bessere
Unterstützung und Vernetzung der Kommunen untereinander und mit Unternehmen
und Zivilgesellschaft im Landkreis vor. So bastelt zum Beispiel im Moment ein
Softwareunternehmen daran, Nachbarn besser zu vernetzen. „Wir versuchen, die
veränderten Bedürfnisse der Menschen zu gestalten“, fasste der SPD-Politiker das
ambitionierte Vorhaben zusammen.

Der nächste Demografiekongress findet am 20. und 21. September 2018 statt.

Quelle (Text und Titelfoto): Der Demografiekongress

3. Gesundheitskonferenz der Gesundheitsregion Grafschaft Bentheim mit Kurzvortrag der Dorfgemeinschaft 2.0

3. Gesundheitskonferenz der Gesundheitsregion Grafschaft Bentheim mit Kurzvortrag der Dorfgemeinschaft 2.0

Interessante Fachvorträge zu den Themen „Hausärztliche Versorgung auf dem Land“ und „Gesundheitsversorgung 4.0. – E-Health-Lösungen“ sowie eine spannende Podiumsdiskussion mit Gesundheitsexperten: Die 3. Gesundheitskonferenz der Gesundheitsregion Grafschaft Bentheim erwartet die Besucher am 09.08.2017 von 13.30 Uhr bis 18.00 Uhr mit einem abwechslungsreichen Programm und prominenten Gästen im Kloster Frenswegen in Nordhorn.

So hat die niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, Cornelia Rundt, ihre Teilnahme an der Gesundheitskonferenz im Kloster Frenswegen zugesagt. Mehr als 200 Besucher werden erwartet. Moderiert wird die Gesundheitskonferenz von Thomas Altgeld, Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen.

Ab 16.30 Uhr dreht sich alles um den Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen: Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt „Dorfgemeinschaft 2.0.“ aus der Grafschaft und dem Emsland widmet sich den Herausforderungen des demografischen Wandels im ländlichen Raum. Dr. Arno Schumacher, Vorsitzender des Vereins Gesundheitsregion EUREGIO, Prof. Dr. Ingmar Ickerott (Hochschule Osnabrück) und Projektleiter Thomas Nerlinger geben ab 17.30 Uhr einen kurzen Einblick in die Arbeit an diesem Projekt. Zuvor wird Dr. Maik Plischke, Vorsitzender der Geschäftsführung des Innovationszentrums Niedersachsen und Mitglied des Forschungsbeirates im Projekt Dorfgemeinschaft 2.0, unter dem Titel „Gesundheitsversorgung 4.0 – AAL- und eHealth-Anwendungen aus und für Niedersachsen“ eine Übersicht über die Bandbreite der Möglichkeiten vorstellen.

Newsletter zur 3. Gesundheitskonferenz (S. 8 – 9: Interview zur Dorfgemeinschaft 2.0) 

Grafschafter Nachrichten vom 11.08.2017

Quelle: Landkreis Grafschaft Bentheim

Dorfgemeinschaft 2.0 beteiligt sich am Demografiekongress 2017

Dorfgemeinschaft 2.0 beteiligt sich am Demografiekongress 2017

Der demografische Wandel verändert Deutschland. Wohnraumverknappung in Städten geht mit Leerstand in strukturschwachen Regionen einher; regionale Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung nehmen zu. Fachkräftemangel und Digitalisierung stellen eine Herausforderung für die Unternehmen dar. Medizin und Pflege sind durch die steigende Lebenserwartung enorm gefordert. Und die Kommunen müssen die Veränderungen vor Ort bestmöglich gestalten.

Dr. Thomas de Maizière, MdB, Bundesminister des Innern, eröffnet den Demografiekongress 2016, Quelle: http://www.der-demografiekongress.de

Der Demografiekongress in Berlin ist mit mehr als 800 Entscheidern aus ganz Deutschland der Leitkongress zur Gestaltung des demografischen Wandels. Vier Themenfelder stehen vom 31.08. bis 01.09.2017 im Mittelpunkt:

Kommunale Gestaltung
Wie stellt sich ein Landkreis demografiefest auf? In einer Lernwerkstatt für die Kommunen werden die konkreten Projekte eines Landkreises und deren Finanzierung vorgestellt. Bürgermeister und Landräte diskutieren über ihre Prioritäten bei der Gestaltung des demografischen Wandels und wie die Bürger hierbei beteiligt werden können. Weitere Themen sind die Perspektiven für strukturschwache Räume, Maßnahmen für altersgerechte Quartiere und die Koordination von Hilfen für ältere Menschen in Landkreisen.

Hierbei steht im Forum 20 am 01.09.2017 von 10.45 bis 12.15 Uhr die Koordination von Leistungen für ältere Menschen in Landkreisen im Fokus. Unter der Moderation von Jörg Freese, Beigeordneter, Deutscher Landkreistag (Berlin), wird Projektleiter Thomas Nerlinger zur Entwicklung eines virtuellen Dorfmarktplatzes referieren.

Wohnen & Selbständigkeit
Der Zuzug in die Städte hält an. Bezahlbarer Wohnraum wird zu einem knappen Gut. Der Kongress diskutiert, wie zusätzlicher Wohnraum in Ballungsgebieten geschaffen werden kann durch bessere Flächennutzung, Aufstockung auf bestehenden Wohngebäuden und die Erstellung von Mikroappartements. Kann die Nachbarschaft Aufgaben der Familie bei der Unterstützung von Menschen übernehmen? Wie organisieren und finanzieren wir Kümmerer-Leistungen und setzen effektiv ambulante Hilfen um? Dies sind zentrale Fragen in der Organisation der Versorgung rund ums Wohnen, die der Kongress anhand zahlreicher Praxisbeispiele erörtert.

Arbeitswelt & Gesundes Altern
Psychische Erkrankungen sind häufig mit langen Fehlzeiten am Arbeitsplatz verbunden. Wie können Führungskräfte in Unternehmen bei Mitarbeitern psychische Belastungssituationen erkennen und abmildern? Welche unterstützenden Hilfen gibt es? Wie kann Gesundheitsförderung in Betrieben zielführend umgesetzt und seitens der Kassen finanziert werden? Eine gesundheitsfördernde Unternehmensorganisation ist ein zentrales Element der Mitarbeiterbindung – ebenso zur Abmilderung des Fachkräftemangels. Diese Themen werden auf dem Kongress breit diskutiert.

Pflege & Medizin
Kommunen und Pflegekassen müssen enger zusammenarbeiten. Dies ist bei allen  maßgeblichen Akteuren aus Kommunal- und Gesundheitspolitik Konsens. Strittig ist, wie diese Zusammenarbeit umgesetzt werden soll. Welche Entwicklungen in der nächsten Legislaturperiode hier zu erwarten sind, welche Projekte bereits heute in Kommunen durchgeführt werden und wie sich die Zusammenarbeit vor Ort mit ambulant tätigen Ärzten gestaltet, sind zentrale Themen des Kongresses.

Ältere Menschen können von der Digitalisierung enorm profitieren. Dies betrifft etwa eine bessere Notfallversorgung durch teleärztliche Betreuung, medizinische Apps zum Monitoring chronischer Erkrankungen oder die Entwicklung einer digitalen Dorfgemeinschaft. Hierzu werden verschiedene Lösungen auf dem Kongress vorgestellt. Erstmals beschäftigen wir uns intensiv mit dem Technikeinsatz und der Robotik in der Pflege und den damit verbundenen Chancen.

Quelle: http://www.der-demografiekongress.de

Zweite Sitzung des Ethik-Beirates mit Prof. Dr. Dr. Kruse trifft auf großes Interesse

Zweite Sitzung des Ethik-Beirates mit Prof. Dr. Dr. Kruse trifft auf großes Interesse

Das Projektteam der Dorfgemeinschaft 2.0 kam am 4. und 5. Juli in Osnabrück zur zweiten Sitzung des Ethik-Beirats zusammen. Der Ethik-Beirat ist ein von der Abteilung Pflegewissenschaft der Universität Osnabrück (Teilprojekt 2‚ Ethik & Datenschutz) initiiertes Forum, das aus Projektmitarbeitenden und externen Beiratsmitgliedern besteht und im regelmäßigen Turnus zu projektrelevanten ethischen und datenschutzrechtlichen Fragestellungen diskutiert und berät.

Beide Sitzungstage waren von anregenden und weiterführenden Diskussionen begleitet, in denen die Projektmitarbeitenden eine Reihe von wertvollen Hinweisen für ihre Untersuchungen erhalten haben.

Eröffnet wurde der erste Sitzungstag durch einen kurzen Sachstandsbericht aus dem Projekt durch Andrea Hildner (wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projektstab der Gesundheitsregion EUREGIO), dem ein intensiver Austausch zu Fragen, die im bisherigen Verlauf des Projekts in den einzelnen Teilprojekten entstanden sind, folgte.

Unter anderem wurden Voraussetzungen und Möglichkeiten der Entwicklung und des Einsatzes von Software geprüft, mit der die digital unterstützte Inanspruchnahme von Dienstleistungen sowie die Digitalisierung von Dienstleistungen realisiert werden können. Insbesondere die Widersprüche zwischen Design und Teilhabe sowie zwischen Forschung und Entwicklung für kommerzielle Zwecke wurden diskutiert. Von Seiten des Ethik-Beirats wurde bspw. auf den Grundsatz des Universal Designs verwiesen. Als Paradigma der Technikentwicklung und -gestaltung zielt der Universal Design Ansatz auf die Kompensation ungleicher Nutzungsmöglichkeiten.

Die Diskussion des Sachstandsberichts im Ethik-Beirat wurde im Anschluss durch einen Input des Mitglieds Prof. Dr. Gerhard Pott zu dem Thema Advance Care Planning (ACP) bereichert. Unter der Fragstellung „Wie lässt sich die gesundheitliche Versorgung der alternden Bevölkerung im ländlichen Raum sichern?“ wurde folglich über mögliche Implementierungsmöglichkeiten von ACP im Rahmen des Projekts gesprochen. Weitere Anregungen zur Diskussionen folgten durch die wissenschaftlichen Mitarbeitenden des Teams von Prof. Dr. Hartmut Remmers (Pflegewissenschaft, Universität Osnabrück) zu den Themen Gemeinschaftsbegriff (Anne Koppenburger) sowie zu Feldstudien auf dem Land (Marcus Garthaus).

Am 06.10.2015 übergab der Vorsitzende der 7. Altenberichtskommission, Prof. Dr. Dr. Andreas Kruse, den neuen Bericht zum Thema „Sorge und Mitverantwortung in der Kommune – Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften“ an die Bundesseniorenministerin Manuela Schwesig. Elf Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachrichtungen haben den Bericht erarbeitet, der Handlungsempfehlungen an staatliche und gesellschaftliche Akteure für eine nachhaltige Seniorenpolitik in den Kommunen gibt. Quelle: BMFSFJ

Erfolgreich beendet wurde der erste Sitzungstag in den frühen Abendstunden durch einen spannenden Vortrag des renommierten Gerontologen und Vorsitzenden der Siebten Altenberichtskommission der Bundesregierung, Prof. Dr. Dr. h.c. Kruse, zum Thema „Caring communities als Zukunftsmodell.“ Weitere Informationen hierzu finden Sie hier:

Universität Osnabrück, Pressemeldung vom 27.06.2017

Neue Osnabrücker Zeitung, Artikel „Gedankenfeuerwerk zur Zukunft der Gesellschaft“ vom 08.07.2017 

Der zweite Sitzungstag wurde durch Roland Simon (wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team Remmers) eröffnet. Diskutiert wurde der aktuelle Stand zu Planungen des Aufbaus einer Datenbank für technikethische Entscheidungen. Die zugrundeliegende Idee für die Datenbank besteht darin, Entscheidungen zu sammeln, die als exemplarisch für Lösungen technikethischer Probleme betrachtet werden und sich für das Projekt als nützlich erweisen können.

Es folgte die Vorstellung und Diskussion der digitalen Plattform „Opta Data One“ durch Prof. Dr. Frank Teuteberg, Leiter des Fachgebiets Unternehmensrechnung und Wirtschaftsinformatik (UWI) der Universität Osnabrück. Das Produkt „Opta Data One“ des Projektpartners Opta Data (IT-Unternehmen mit Sitz in Essen) bildet als Plattform das informationstechnologische Kernstück der „Dorfgemeinschaft 2.0“. Auf dieser Plattform sollen u. a. Dienstleistungsangebote von Anbietern sozialer, pflegerischer und medizinischer Dienste gebündelt und eine Inanspruchnahme ermöglicht werden. Die Entwicklung der digitalen Plattform wird momentan weiter vorangetrieben.

Aus der Diskussion im Rahmen der zweiten Sitzung des Ethik-Beirats ließen sich insgesamt wertvolle Hinweise ableiten, die nun für den weiteren Entwicklungsprozess systematisch aufgearbeitet werden.

Als Mitglieder des Ethik-Beirats waren anwesend: Prof. Dr. med. Gerhard Pott., PD Dr. Mark Schweda, Dr. Mone Spindler und Prof. Dr. Karsten Weber.

Das Projektkonsortium wurde vertreten durch: Prof. Dr. Hartmut Remmers, Prof. Dr. Stefanie Seeling, Prof. Dr. Frank Teuteberg, Marcus Garthaus, Anna Haupeltshofer, Heiner Hensen, Andrea Hildner, Anne Koppenburger, Sarah Kortekamp, Merle Constanze Schröder, Roland Simon und Daniela Stutz.

Bericht: Team Pflegewissenschaft, Universität Osnabrück
Foto: BMFSFJ

 

 

Dorfgemeinschaft 2.0 ist Good-Practice-Beispiel in Studie der Bertelsmann Stiftung

Dorfgemeinschaft 2.0 ist Good-Practice-Beispiel in Studie der Bertelsmann Stiftung

Anlässlich der Verleihung des Reinhard Mohn Preises 2017 an den ehemaligen estnischen Staatspräsidenten Toomas Hendrik Ilves zum zukunftsweisenden Thema „Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital.“ unterstrich Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, in ihrer Rede: „Deutschland muss für die Gestaltung der digitalen Transformation mehr tun. Das ist wichtig für unsere Wettbewerbsfähigkeit und für die Menschen in unserem Land. Dafür braucht es vor allem Mut, Kreativität und Entschlossenheit.“

Die Studie der Bertelsmann Stiftung mit dem Titel „Digitalisierung für mehr Optionen und Teilhabe im Alter“ hat zum Ziel, die Chancen der Digitalisierung für die Teilhabe älterer Menschen zu skizzieren und zu diskutieren. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie kann Digitalisierung so gestaltet und nutzbar gemacht werden, dass konkrete Beiträge für mehr Teilhabe im Alter entstehen? Ausgehend von den Wünschen und Herausforderungen älterer Menschen wird anhand von Good-Practice-Beispielen aufgezeigt, dass die Digitalisierung eine Fülle an Optionen bereit hält, mit denen Menschen unterstützt werden ihr Leben im Alter gestalten können.

Ältere Menschen sind offen gegenüber Digitalisierung; sie sind neugierig und wollen zu aktiven und kompetenten Akteuren der digitalen Gesellschaft werden. Die Gestaltung der Digitalisierung muss diese Neugier fördern. Sie muss souveräne digitale Akteure hervorbringen, die kompetent die Vielfalt digitaler Technologien nutzen, um so lange wie möglich selbst bestimmt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Das Projekt Dorfgemeinschaft 2.0 wird als eines von sechs Good-Practice-Beispielen dargestellt (ab Seite 24 der Studie). Alle Projekte stellen die Teilhabe und Selbstständigkeit älterer Menschen unter Einsatz digitaler und assistiver Technologien in den Mittelpunkt.

Identifizierung charakterisierender Themenfelder (ab Seite 10 der Studie) 

Um der Komplexität des Themas „Digitale Teilhabe im Alter“ gerecht zu werden, luden die Bertelsmann Stiftung und das Institut für Innovation und Technik (iit) in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH im November 2016 zunächst zu einem Experten-Workshop nach Berlin ein, um charakterisierende Themenfelder zu identifizieren und darauf aufbauend eine geeignete Themenmatrix zu entwickeln. Wesentliche Grundlage der Diskussion war dabei der 2002 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der VDI/VDE-IT entwickelte Forschungsschwerpunkt „Ambient Assisted Living – AAL“ (Deutsch: Altersgerechte Assistenzsysteme). Der dabei verfolgte Ansatz hatte zum Ziel, mithilfe eines Aktivitätennetzwerks differenziert darzustellen, in welchen Lebensaspekten Assistenztechnologien besonders relevant werden.

Hierbei wurde zunächst zwischen häuslichen Aktivitäten und Aktivitäten im Umfeld unterschieden. Zu den häuslichen Aktivitäten zählten bspw. Pflege- und Versorgungsaktivitäten und zu den Aktivitäten im Umfeld bspw. Hobbies und Mobilität. Darauf aufbauend wurde 2012 der Ansatz in Ausgangslage einer Studie zu ökonomischen Potenzialen altersgerechter Assistenzsysteme erweitert (Fachinger et al. 2012), die vier Lebensbereiche definierte, in denen Assistenztechnologien bereits zum Einsatz kommen oder entwickelt werden: Gesundheit und Pflege, Sicherheit und Privatsphäre, Haushalt und Versorgung sowie Kommunikation und soziales Umfeld.

Teilnehmer des Experten-Workshops am 21. November 2016 in Berlin

Name

Organisation

Prof. Dr. phil. Manfred Hülsken-Giesler

Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar, Gemeindenahe Pflege

Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang Langguth

Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, AAL-Netzwerk Saar

Prof. Dr. theol. Arne Manzeschke

Evangelische Hochschule Nürnberg, Ethik und Anthropologie

Thomas Nerlinger

Gesundheitsregion EUREGIO e. V.,
Forschungsprojekt DORF 2.0

Rainer Richter

VSWG Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V.

Ferdinand Schäffler

Evangelische Heimstiftung GmbH, Innovationszentrum

Prof. Dr. rer. nat. Wilhelm Stork

FZI Forschungszentrum Informatik, Ambient Assisted Living

Prof. Dipl.-Inf. Birgit Wilkes

Technische Hochschule Wildau, Gebäude-Telematik

Auf der Grundlage dieser Vorarbeiten diskutierten beim Workshop die Bertelsmann Stiftung und das Institut für Innovation und Technik mit acht Expertinnen und Experten (siehe oben) relevante Themenfelder für die vorliegende Studie. Hierbei ging es insbesondere darum, die Analyse thematisch auf Aspekte der Optionen und Teilhabe einzugrenzen und ein Feedback der Experten zu erhalten, welche Bedarfe sie sehen, welche Aspekte unbedingt aufgenommen werden müssen und welche vernachlässigbar und dementsprechend wegzulassen sind. Die Experten wurden aufgrund ihrer Expertisen den entsprechenden Themen zugeordnet. Die Diskussionen im Rahmen des Workshops bestätigten die Relevanz der bestehenden Ansätze. Hierzu zählt die Differenzierung von Domänen wie Gesundheit oder Wohnen, die das weite Spektrum von Assistenztechnologien greifbar machen. In Bezug auf das Thema Teilhabe wurden drei Themenfelder als besonders relevant herausgestellt:

  • Gesundes Leben,
  • Selbstbestimmtes Wohnen,
  • Soziale Einbindung im Quartier.

Alle drei Themen bündeln eine Vielzahl der Wünsche älterer Menschen und sind gleichzeitig Voraussetzungen und Konsequenzen sozialer Teilhabe. Sie werden somit im Folgenden als Fokusfelder dieser Studie geführt. Im Gegensatz zu bestehenden Ansätzen zeigten die Workshop-Diskussionen, dass Themen wie Sicherheit oder Kommunikation keine gesonderten Lebensbereiche in Bezug auf Digitalisierung darstellen, sondern in jedem Fokusfeld relevant sind. Diese eher technisch induzierten Themen bündelten die Teilnehmer zu Querschnittsthemen:

  • Technikkompetenz digitaler Akteure,
  • Digitale Vernetzung und Kommunikation,
  • Innovationen und Zukunftstechnologien.

 

Quelle: Digitalisierung für mehr Optionen und Teilhabe im Alter, BERTELSMANN STIFTUNG (HRSG.), Titelbild Studie

Region gibt in Berlin Einblicke in innovative Gesundheitsprojekte

Region gibt in Berlin Einblicke in innovative Gesundheitsprojekte

Die Gesundheitsregion EUREGIO war auf Einladung des GesundheitsCampus Osnabrück beim Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit mit dabei. Beim wichtigsten Branchentreffen kamen vom 20. – 22. Juni im City Cube in Berlin Multiplikatoren und Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen um sich über Herausforderungen und Chancen der Gesundheitsversorgung auszutauschen.

Aufmerksam verfolgten die Gäste die Podiumsdiskussion zum Thema „Regionale Versorgung innovativ gestalten – (Un)begrenzte Möglichkeiten?“, die sich zu einem echten Publikumsmagneten entwickelte. Prof. Birgit Babitsch und Prof. Andrea Braun von Reinersdorff erläuterten als wissenschaftliche Leitungen des GesundheitsCampus für die Universität bzw. Hochschule Osnabrück den zentralen Stellenwert von Forschung und Lehre für die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung. Neben den umfassenden und renommierten Studienangeboten im Themenfeld Gesundheit an beiden Hochschulen stellten sie innovative Ansätze im Bereich der Weiterbildung vor, die die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen in der Praxis verbessern sollen. Dr. Michael Böckelmann, erster Vorsitzender von GewiNet und Geschäftsführer der Schüchtermann-Klinik Bad Rothenfelde, stellte das zentrale Problem des Fachkräftemangels in der Branche heraus und bestätigte: „Umfassende Weiterbildungsangebote sind essentiell, um für den Nachwuchs attraktiv zu bleiben – hier sehe ich ein besonderes Potenzial des GesundheitsCampus für die Region.“ Um Attraktivität der Region ging es auch Mareike Bührs, die für die Gesundheitsregion von Landkreis und Stadt darstellte, wie Osnabrück insbesondere im ländlichen Raum für junge Ärztinnen und Ärzte zur „niederlassungsfreundlichen Kommune“ werden kann. Auf innovative Lösungen für den ländlichen Raum kam Thomas Nerlinger zu sprechen, als er als Projektleiter die „Dorfgemeinschaft 2.0“ vorstellte. Das Projekt, an dem neben vielen Praxispartnern auch die beiden Osnabrücker Hochschulen beteiligt sind, entwickelt digital unterstützte Lösungen für die Versorgung in Regionen, in denen immer mehr Infrastruktur verloren geht.

Vertreter des GesundheitsCampus Osnabrück bei der Podiumsdiskussion „Regionale Versorgung innovativ gestalten“: v.l. Moderatorin Magdalena Knappik (GewiNet), Prof. Dr. Andrea Braun von Reinersdorff (Hochschule Osnabrück), Prof. Dr. Birgit Babitsch (Universität Osnabrück), Thomas Nerlinger (Gesundheitsregion EUREGIO), Dr. Daniel Kalthoff (GesundheitsCampus Osnabrück), Dr. Michael Böckelmann (GewiNet e.V.), Mareike Bührs (Gesundheitsregion von Landkreis und Stadt Osnabrück).

Digital waren auch die übrigen Partner des GesundheitsCampus Osnabrück in Berlin vertreten: in Videobotschaften von Stadt und Landkreis Osnabrück, Bistum und evangelisch-lutherischem Kirchenkreis schilderten Oberbürgermeister Wolfang Griesert, Landrat Dr. Michael Lübbersmann, Generalvikar Theo Paul und Superintendent Dr. Joachim Jeska ihre Perspektive auf die Zukunft der regionalen Gesundheitsversorgung.

Neben den Programmbeiträgen gab es „Gesundheit – Made in Osnabrück“ auch zum Ausprobieren: So konnte man sich durch einen Navigationsgürtel des Osnabrücker Startups feelSpace blind den Weg durch die Ausstellung weisen lassen und ein Trinkerinnerungsgerät des LivingLab für ältere und pflegebedürftige Menschen ausprobieren. Highlight war eine Virtual-Reality-Brille, bei der Besucher eine VR-geführte Nackenentspannungsübung durchführen konnten und nebenbei durch Frau Magdalena Knappik und Frau Rosmarie Stingl von GewiNet erfuhren, wie Virtual Reality künftig in der Schmerztherapie eingesetzt werden wird.

Beim umfangreichen Standprogramm konnten sich Besucher über Idee und Konzept des GesundheitsCampus selbst, über seine Träger und Partner und eine Vielzahl von Projekten informieren, die unter dem Leitmotiv „Gesundheitsversorgung neu gestalten“ neue Impulse für eine zukunftsfeste Gesundheitsversorgung in der Region Osnabrück geben. So fand das interessierte Fachpublikum zahlreiche Anknüpfungspunkte über inhaltliche Fragestellungen oder Verbundenheit zur Region Osnabrück. Auch Clemens Lammerskitten (CDU, MdL) informierte sich über die zahlreichen Projekte und zeigte sich erfreut über eine so starke und überzeugende Osnabrücker Präsenz in der Hauptstadt.

Dr. Daniel Kalthoff, Koordinator des GesundheitsCampus Osnabrück, zeigte sich zufrieden: „Wir haben viel positive Rückmeldung erhalten und spannende Gespräche geführt. Die Diskussionen beim Hauptstadtkongress haben mir auch bestätigt, dass wir mit dem GesundheitsCampus Osnabrück den richtigen Weg einschlagen: eine zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung muss vor allem mit den regionalen Akteuren gestaltet werden. Dabei spielt der Austausch von Wissenschaft und Praxis, innovative Bildungsangebote und neue Technologien eine wesentliche Rolle. Hier kann der GesundheitsCampus Osnabrück eine ideale Plattform bilden, um das Know-How der beiden Hochschulen und das der Praxispartner zusammenzuführen, weiterzuentwickeln und für eine qualitativ hochwertige, zukunftssichere und patientenzentrierte Gesundheitsversorgung in unserer Region zu nutzen.“

„Der Meinung kann ich mich nur anschließen“, so Thomas Nerlinger, Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO und Leiter des Verbundprojektes Dorfgemeinschaft 2.0 und unterstreicht: „Der Messestand des Netzwerkes Deutscher Gesundheitsregionen war mit vielen kompetenten Mitgliedern kompetent besetzt. Dazu zählte auch der GesundheitsCampus Osnabrück mit vielen beteiligten Partnern. Wir sind dankbar für die Einladung zur Podiumsdiskussion und Vorstellung des Vereins und Projektes. Das hohe Interesse der Besucherinnen und Besucher war beeindruckend und bringt zusätzliche Motivation bei den weiteren gemeinsamen Aktivitäten.“

Bericht und Fotos: Dr. Daniel Kalthoff, GesundheitsCampus Osnabrück